Die Therapie
Veränderungen gehören dazu
In keiner Lebensphase verändert sich der Mensch so stark wie in der Kindheit und Jugend – sowohl körperlich als auch seelisch. Meist gelingt diese dauernde Veränderung, ab und zu können neue Herausforderungen Kinder und Jugendliche auch überfordern. Dann können aus Ängstlichkeit, Rückzug, Trotz, Widerstand und Wut seelische Erkrankungen werden, die eine Behandlung erfordern. Dabei sind psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nicht selten: Sie betreffen etwa 20 Prozent der unter 18-Jährigen. Zur Entstehung solcher Störungen tragen vielfältige Faktoren bei.
Zur Therapie psychischer Störungen gehören eine umfassende, störungsbezogene Diagnostik und eine mehrere Bausteine umfassende Behandlung. Sie beinhaltet Psychotherapie, psychosoziale Maßnahmen und in einigen Fällen auch eine medikamentöse Behandlung. Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen ist für fast alle psychischen Erkrankungen wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. Dabei zeigen die Studien, dass Patienten mit Psychotherapie sowohl kurzfristig eine deutliche Verringerung ihrer psychischen Beschwerden als auch längerfristig stabile Behandlungserfolge erzielen.
Allgemeines zur Psychotherapie
Kinder und Jugendlichenpsychotherapeuten behandeln Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis zum vollendeten 21. Lebensjahr. In der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie beschäftigt sich der Therapeut vorrangig mit Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen seiner Patienten. Patientinnen und Patienten ab 18 Jahren haben dabei auch Anspruch auf eine Erwachsenenpsychotherapie.
Psychotherapie ist in der Regel keine Krisenhilfe, sondern eine schrittweise Veränderung über einen längeren Zeitraum, mit dem Ziel, psychische Störungen und Probleme zu bewältigen und die Patienten (und ihre Bezugspersonen) in ihrer Handlungsfähigkeit zu bestärken. Dazu wird besprochen, wann die Beschwerden auftreten und was sie auslöst. Während die Therapie mit Jugendlichen hauptsächlich in Form einer Gesprächstherapie verläuft, spielen bei kleineren Kindern die Einbeziehung der Bezugspersonen sowie die Beobachtung eine größere Rolle. Der Psychotherapeut beobachtet das Verhalten des Kindes im Spiel oder spricht mit ihm über Gedanken, Gefühle und wie es sich körperlich fühlt. Nach Rücksprache mit den Eltern können auch Lehrer oder Erzieher einbezogen werden, wenn deren Mithilfe erforderlich ist.
Angepasst an den Entwicklungsstand des Kindes/ des Jugendlichen und seine Lebensumstände werden mit dem Kind/dem Jugendlichen Möglichkeiten erarbeitet, die Faktoren zu verändern, die seine psychischen Beschwerden auslösen. Parallel dazu werden in Zusammenarbeit mit den Bezugspersonen auch familiäre Lösungsstrategien erarbeitet.
Die Verhaltenstherapie
Im Mittelpunkt der verhaltenstherapeutischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie steht einerseits die unmittelbare Behandlung der Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und /oder psychischen Beschwerden. Andererseits ist es für mich wichtig neben der Behandlung bestehender Probleme mit den Familien auch Ressourcen und Stärken aufzudecken und für sich nutzbar zu machen.
Als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit Fachkunde in Verhaltenstherapie gehe ich von der Annahme aus, dass menschliches Verhalten, Denken, Fühlen und teilweise sogar körperliche Reaktionen erworben, also erlernt werden. Im Umkehrschluss gilt ebenso – wenn sie sich beispielsweise als unangemessen oder problematisch erweisen – auch wieder verändert werden können.
Die moderne Verhaltenstherapie zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken und Behandlungsmaßnahmen aus, die individuell angepasst und störungsspezifisch eingesetzt werden können. Weitere Elemente sind die Aufklärung und Beratung der Eltern, familientherapeutische Maßnahmen (zum Beispiel Gespräche mit der ganzen Familie), Maßnahmen im Kindergarten oder in der Schule und in einigen Fällen auch eine medikamentöse Behandlung (mit Einbezug eines Kinder- und Jugendpsychiaters).
Die Verhaltenstherapie zeichnet sich durch hohe Transparenz aus, was bedeutet, dass alle Aspekte des therapeutischen Vorgehens verständlich erklärt werden, dessen Grundlage ein gemeinsam erarbeitetes Erklärungsmodell zur Entstehung der Probleme bildet. Die Verhaltenstherapie ist außerdem eine zielorientierte Therapiemethode. Zwischen Familie und Therapeut werden klare Therapieziele vereinbart, welche mess- und überprüfbar sind und bei deren Erreichen die Therapie beendet werden kann.
In ihrem Vorgehen ist die Verhaltenstherapie handlungsorientiert, was – um eine Verbesserung zu erreichen – eine Mitarbeit des Patienten (und seiner Bezugspersonen, dies betrifft vor allem junge Kinder) notwendig macht. Dabei geht es unter anderem um ein aktives Erproben von neuen Verhaltens- und Erlebensweisen sowie Problemlösestrategien in den therapeutischen Sitzungen und deren Überführung in den Alltag (sogenannte Hausaufgaben). Damit stellt Verhaltenstherapie „Hilfe zur Selbsthilfe“ dar. Familie, Eltern und Kinder sollen durch die Therapie befähigt werden, wieder verstärkt von ihrem Selbsthilfepotential Gebrauch zu machen.
“Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war.”
- Astrid Lindgren
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